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Un­se­re Ver­ant­wor­tung

Spit­ze inder Ni­sche.

Die innova-Geschichte: Bereits vor der offiziellen Gründung sorgt innova für Furore: mit der ersten Nichtraucherversicherung der Schweiz. Pioniergeist, Innovationskraft und eine geschickte Nischenstrategie werden zum Erfolgsrezept des Gümliger Versicherungsunternehmens.

Die Wurzeln: KUKO und innova.
Die Vorgeschichte von innova als Versicherungsunternehmen beginnt 1993, als unter der Federführung der traditionsreichen Berner Krankenkasse KUKO vier kleinere Krankenkassen eine Arbeitsgemeinschaft bilden und diese innova nennen. Die Idee hinter der Kooperation: Synergien nutzen und Nischenprodukte kreieren, um sich in einem immer härteren Verdrängungswettbewerb auf dem Versicherungsmarkt gegen die Grossunkunternehmen behaupten zu können. Es sind die 1990er-Jahre, die Zeit des Bankensterbens, der Fusionen, der Gründung der UBS oder der Visana, die aus drei Berner Versicherungen hervorgeht.

Das Hauptaugenmerk legt die Arbeitsgemeinschaft innova auf die Entwicklung eines gemeinsamen Zusatzversicherungsangebots. Ab 1994 vermarkten die Partner identische Versicherungen, darunter Pionierprodukte wie die erste flexible Spitalversicherung switch und die erste Nichtraucherversicherung der Schweiz sanvita, wobei das «san» für den Entwicklungspartner dieses Produkts steht, die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft Nichtrauchen (SAN). «Der Name innova scheint Programm», schreibt Der Bund. «Die Versicherung mit Sitz in Gümligen sorgt mit neuen Ideen oft für Gesprächsstoff.»

Aus drei mach eins.
Im Mai 1996 gründen die Partner der Arbeitsgemeinschaft die innova Versicherungen AG, um als erste Versicherung der Schweiz das Zusatzversicherungsangebot unternehmerisch vom Grundversicherungsangebot zu trennen. Folglich sind nun zahlreiche Kund:innen doppelt versichert: in der Grundversicherung beispielsweise bei der KUKO, in den Zusatzversicherungen bei innova. Am 1. Januar 1999 folgt der konsequente nächste Schritt: Drei der vier Partner – KUKO, BSK und MGG – bündeln auch ihr Grundversicherungsgeschäft und fusionieren zur innova Krankenversicherung AG mit nun 61’000 Versicherten. 45’000 kommen von der KUKO, 11’000 von der BSK in Arbon und 5’000 von der MKK in Märstetten. Damit endet die Geschichte dieser Marken.

Auf Wachstumskurs.
innova führt die Erfolgsgeschichte der KUKO fort. Schon diese war solide finanziert und erfreute sich als «kleinere Krankenkasse mit Pfiff» (Beobachter) grosser Beliebtheit. «Führend in Qualität und Innovation» lautet das Motto von innova. Das KMU zählt nun 100 Mitarbeitende, 75 am ehemaligen KUKO-Hauptsitz in Worb und 25 in Gossau. Das jährliche Wachstum liegt bei durchschnittlich fünf Prozent, also genau so, wie man sich das als bodenständiges, organisch wachsendes KMU wünscht. Und die Kund:innen? Finden innova gemäss Krankenkassenrating des Beobachters 1999 «spitzenklasse».

Viel investiert innova in die Weiterbildung der Mitarbeitenden. Jährlich wird für sie ein Seminar organisiert, nicht zuletzt damit sich die Mitarbeitenden aus Worb und Gossau auch persönlich kennenlernen. Meistens wird ein Tag für Kurse genutzt, so beispielsweise für ein damals populäres Führungstraining nach Dale Carnegie. Der zweite Tag hingegen steht im Zeichen des Sports und der Bewegung.

Arbeitslosenversicherung – ein Flop.
Nach Fehlern muss man in innovas Archiven gut suchen, doch einen findet man. 1999 lanciert das Unternehmen seine neueste Produktinnovation: die Arbeitslosenversicherung PriVex. Diese soll Arbeitnehmer:innen gegen die finanziellen Folgen einer Langzeitarbeitslosigkeit absichern, indem nach Ablauf der auf zwei Jahre beschränkten gesetzlichen Arbeitslosenversicherung eine private Arbeitslosenversicherung greift. Die erste private Arbeitslosenversicherung der Schweiz schafft es bis in die ehrwürdige Neue Zürcher Zeitung, und sogar der Zürcher Starökonom Prof. Dr. Bruno S. Frey meldet sich kritisch zu Wort. Eine private Arbeitslosenversicherung ziehe «schlechte Risiken» an, schreibt er, also Versicherte, die möglicherweise aus guten Gründen mit einer nachhaltigen Arbeitslosigkeit rechneten. Zudem ist das Timing des Produktstarts ungünstig: 1999 herrscht Hochkonjunktur, da will sich niemand mit Langzeitarbeitslosigkeit beschäftigen. Nach zwei Monaten zählt innova 100 unterschriebene PriVex-Policen, nach zwei Jahren 300. Gerechnet hatte man mit 2’000 Policen – pro Jahr. Ende 2003 wird PriVex aus dem Angebot gestrichen, und auch dem Nachfolgeprodukt PriVexPlus wird der Erfolg verwehrt bleiben. «Die ständigen Innovationen sind nicht ohne Risiko», schreibt das Wirtschaftsmagazin Cash.

Zurück auf der Erfolgsspur.
Am 1. Januar 2004 wird der gesamtschweizerische Ärztetarif TarMed eingeführt. Darauf hat sich innova minutiös vorbereitet, sodass die administrativen Anpassungen kaum Mehraufwand verursachen. Neben den Erfolgsprodukten sanvita und switch trägt vor allem das Firmenkundengeschäft mit Fokus auf kleinere KMU zu steigenden Umsätzen bei. Nach zwei Jahren mit Verlusten kehrt innova in die Gewinnzone zurück. Etwa ein Drittel des Umsatzes erzielt sie mittlerweile mit 9’000 Firmenkunden – Tendenz steigend. Damit honorieren die Kund:innen innovas erstklassigen Service. So ist sie 2006 eine der ersten Versicherungen der Schweiz, die Case Manager anstellt, die bei drohender Langzeitarbeitslosigkeit aufgrund von Krankheit zwischen Arbeitnehmer, Arbeitgeberin und den involvierten Versicherungen vermitteln mit dem Ziel einer schrittweisen Wiedereingliederung der betroffenen Person.

Sorgen bereitet innova allein das Grundversicherungsgeschäft. «Der Preiskampf unter den Krankenversicherern hat sich weiter akzentuiert», heisst es im Geschäftsbericht von 2004. Dafür verantwortlich seien vor allem neue Tochtergesellschaften grosser Versicherer, welche sich primär über tiefe Prämien positionierten. Das Dilemma von innova ist: Aufgrund des gesetzlich geregelten Leistungskatalogs der Grundversicherung ist bei diesem Produkt kaum Differenzierung möglich – ausser eben beim Preis. Obwohl man sich auf sehr erfolgreiche Kooperationen stützen kann – wie als Begünstigte der auf Versicherungsinformatik spezialisierten Centris – kann innova bei dem ruinösen Preiskampf kaum mithalten. Die Folge: Immer mehr Grundversicherte wandern von innova ab, deren Versicherungsbestand im KVG-Geschäft zwischen 2002 und 2008 von 49’300 auf 38’800 Versicherte sinkt. Im Geschäftsjahr 2008 schreibt innova im Grundversicherungsgeschäft einen Rekordverlust von fast zehn Millionen Franken, der auch auf Verluste in den Kapitalanlagen zurückzuführen ist.

Flucht nach vorn: innova übernimmt die Krankenkasse des Saastals.
innova muss handeln. Eine Massnahme: weiter an der Kosteneffizienz schrauben. Nachdem bereits 2002 das Dienstleistungszentrum in Gossau aufgegeben und in den Standort Worb integriert worden war, zieht dieses Anfang 2008 nach Gümligen, wo sich seit einem Jahr der Hauptsitz und die Direktion von innova befinden. Nun ist bei innova alles unter einem Dach, während Makler:innen in der gesamten Deutschschweiz den Markt bearbeiten. Zudem entscheidet sich innova notgedrungen, ebenfalls eine zweite, günstigere Kasse auf den Markt zu bringen. Sie tut das in aller Diskretion, indem sie am 1. Januar 2009 die kleine Walliser Krankenkasse des Saastals mit 1’400 Versicherten übernimmt, diese jedoch nicht in die innova integriert, sondern als eigenständige Kasse weiterführt. Die Krankenkasse des Saastals zeichnet sich durch einen günstigen Risikomix aus, was fünf bis zehn Prozent günstigere Prämien zulässt. Und die Mehrmarkenstrategie geht auf: Bereits 2009 verzeichnet die Krankenkasse des Saastals 3’500 Versicherte, also mehr als das Doppelte der ursprünglichen Grösse.

Zweiter Coup: innova übernimmt Kranken- und Unfallversicherungen der Helvetia.
Gleichzeitig profitiert innovas Nichtraucherversicherung davon, dass der Anteil der Nichtraucher in der Schweiz zwischen 1997 und 2012 von 61 auf 68 Prozent und der Anteil der Nichtraucherinnen von 72 auf 77 Prozent steigt. In diesem Zeitraum klettert der Versichertenbestand von sanvita von 20’000 auf 28’425 Versicherte, die aufgrund der guten Risikostruktur mittlerweile bis zu 30 Prozent Rabatt auf die ambulante Spitalzusatzversicherung erhalten. innova ist wieder auf der Erfolgsspur und verzeichnet 2010 einen Gewinn von 6,3 Millionen Franken.

Ein kleiner Coup bahnt sich an, als innova 2011 in aufreibende Verhandlungen mit der Helvetia Gruppe tritt. Diese will ihr Kollektiv-Krankentaggeld- und Unfallversicherungsgeschäft veräussern, da dieses nicht zu ihrem Kerngeschäft gehört. Die Frage ist nur: zu welchem Preis? Am Ende macht innova das Rennen und kann 27’000 neue Kundinnen und Kunden begrüssen. Über den Kaufpreis wird Stillschweigen vereinbart.

Kommt die Einheitskasse?
Am 23. Mai 2012 reichen Befürworter:innen einer staatlichen Grundversicherung in Bern die notwendigen Unterschriften für die Volksinitiative «Für eine öffentliche Krankenkasse» ein. Es soll nach 1994, 2003 und 2007 die vierte Abstimmung zum Thema Einheitskasse werden. Eine Annahme der Initiative würde das Ende der zu dieser Zeit 61 Krankenkassen mit obligatorischer Krankenpflegeversicherung bedeuten.

Doch selbst ohne dieses Damoklesschwert bleibt die Grundversicherung innovas Sorgenkind. «Der Handlungsspielraum bei der Grundversicherung wird immer kleiner», sagt Michael Rindlisbacher 2012 in einem Interview mit der Berner Zeitung. Es ist offensichtlich, dass das weniger regulierte Zusatzversicherungsgeschäft viel mehr den Stärken, der Innovationskraft und dem liberalen Geist von innova entspricht. Hier kann sich das KMU mit 57’000 Privat- und über 13’000 Unternehmenskunden schweizweit gut behaupten. Und wenn sich innova in den vergangenen Jahren beklagt hat, dass immer mehr Grundversicherte zu einer günstigeren Kasse abwanderten, so birgt dieser Trend zur Abkopplung von Grund- und Zusatzversicherung auch Chancen, nämlich dass Versicherte von anderen Kassen den umgekehrten Weg gehen und ihre Zusatzversicherung bei innova abschliessen.

2012 fällt der innova-Verwaltungsrat den strategischen Entscheid, den Ausstieg aus dem Grundversicherungsgeschäft zu prüfen. Bereits im Sommer desselben Jahres ist ein naheliegender Interessent gefunden: die in Bern ansässige Visana-Gruppe. Per 1. Januar 2013 erhalten 14 Mitarbeitende von innova einen neuen Arbeitgeber und 38’000 Grundversicherte eine neue Krankenkasse.

«Innova zeigt, wie es ohne Grundversicherte geht.»
Am 28. September 2013 sagt das Schweizer Stimmvolk zum vierten Mal Nein zu einer staatlichen Grundversicherung – wenn auch mit 61,9 Prozent so knapp wie nie zuvor. innova kann das Ergebnis egal sein, sie bietet keine Grundversicherung mehr an. Die Abspaltung hat sich gelohnt. Nur acht Prozent der Privatkunden hat innova verloren, weil diese Zusatz- und Grundversicherung vom gleichen Anbieter wünschen. Insgesamt ist das Privatkundengeschäft jedoch seit der Abspaltung um zehn Prozent gestiegen. Selbst im Zürcher Oberland titelt eine Zeitung: «Innova zeigt, wie es ohne Grundversicherte geht.»

Besonders erfolgreich ist die Spitalversicherung switch. Was diese auszeichnet, erklärt ein Makler im Tages-Anzeiger: Die Versicherten könnten bei Spitaleintritt nicht nur selbst entscheiden, ob sie allgemein, halbprivat oder privat untergebracht werden wollten, sondern erhielten gleich auch noch den konkreten Preis für den Selbstbehalt dazu – in Franken. Mitbewerber hingegen würden den Selbstbehalt immer in Prozent der Gesamtkosten angeben, was viele Versicherte allerdings überfordere. Es steht ja kein Preisschild an einem Privatzimmer. Mit anderen Worten: innova denkt mit den Kund:innen.